früher
Es war ein kalter Wintertag, aber es hatte noch nicht geschneit.
Doch auch ohne Schnee war es Mützen- und Handschuhzeit. Aber
alle warme Kleidung konnte mein kleines verängstigtes Herz nicht
beruhigen und ich zitterte, nicht weil ich fror, ich war nur so nervös.
Ob die anderen Kinder wohl nett zu mir sein würden? Was wenn sie
gemein zu mir wären und ich keine Freunde finden würde.
Nie werde ich vergessen, wie er mich einfach umarmte und fragte
ob wir Freunde sein wollen. Und wie ich wollte. Er nahm mich bei
der Hand und zeigte mir alles. Und ich war glücklich.
Egal ob wir in unserer Fantasie den höchsten Berg bestiegen haben
oder als Piraten ein Baumstammboot kaperten. Wir verbrachten
jeden Tag zusammen.
Bei Mutter, Vater, Kind war ich immer Mutter und er Vater.
Wenn uns Langweilig wurde haben wir unsere Kuscheltiere
heiraten lassen. Es waren die schönsten Momente überhaupt. Wir
pflückten Blumen aus den umliegenden Gärten. Die Nachbarn
fanden das nicht so lustig, aber wir rannten nur Hand in Hand
lachend davon. Schließlich mussten wir noch in den Sandkasten
und die Torte backen. Es wurde die schönste Hochzeit der Welt. Wir
versammelten alle Kuscheltiere und Freunde, die alle
selbstgebastelten Geschenke mitbrachten. Mia mein allerliebstes
Kuscheltier und Freddi die Robbe die ihm am meisten am Herzen
lag wurden zurechtgemacht. Aus weißen Servierten machte ich ihr
ein Brautkleid und Freddi bekam Krawatte und Hut. Wir hatten
sogar Ringe, auf dass ihre Liebe für die Ewigkeit bleibt.
sexueller blick
Ich sitze im Bus, schaue aus dem Fenster - nein, ich starre aus dem
Fenster, um bloß nicht seinem Blick zu begegnen, um ihn einfach
nicht zu beachten… Doch ich kann nicht.
Entfernt und trotzdem so nah
Ich sitze einfach nur da, emotionslos...doch langsam taucht dieses
Gefühl in mir auf, also ob jemand einem Ballon in mir aufpusten
würde. Erst ist er nur in meinem Bauch doch, doch er wird immer
größer, drückt Magen und Darm beiseite und breitet sich in meinem
Brustkorb aus.
Die Augen, braun, eigentlich hellbraun, aber jetzt im Moment sind
sie ganz dunkel, …. Vor Lust? Aber nicht das positive Gefühl, was die
Liebe mit dir machen würde.
Entfernt und trotzdem so nah
Man sieht nur verlangen.
Kleine Nadeln, vorerst unangenehm, fast wie ein kitzeln. Nur
schmerzhaft. Immer schlimmer. Immer schlimmer! Immer
schlimmere Wunden.
Mein Körper. Ahh. Nichts äußerliches, aber innerlich.
Tut weh. So weh! Auf eine ganz andere Art.
Ich sehe alles, wollen tue ich das nicht, aber sehen leider.
Da hinten! Da steht er und… sieht mich an … so, auf diese Weise, als…
als wäre ich nicht mehr als mein Körper… als hätte er jedes Recht
dazu.
Entfernt und trotzdem so nah
Lass mich in Ruhe! Geh! Geh weg!
Die Atemzüge enden immer schneller, es fühlt sich an als würden
sie das Herz treffen und in dem Moment ist es so als ob, mein Herz
immer in einem Ballon ist, der es schützt und dann geht die Luft aus
dem Ballon raus und er schnürt sich um das Herz und nicht nur das
Herz der ganze Körper fühlt sich an als ob er in einem riesigen
Ballon stecken würde.
Es ist als ob du ein offenes Buch lesen würdest, alle ekelhaften und
unangenehmen Dinge, die er sich gerade wahrscheinlich vorstellt,
spiegeln sich in seinem Blick wieder.
Sie tasten begierig meinen Körper ab.
Mein Körper. Ahh. Nichts äußerliches, aber innerlich.
Tut weh. So weh! Auf eine ganz andere Art.
Immer schlimmer. Immer Schlimmer! Immer schlimmere Wunden.
Nichts äußerliches, aber innerlich. Tut weh! So weh!
Er steht ein paar Meter von mir entfernt und ist mir trotzdem so nah…
Kommt es mir nur so vor, oder…? Doch, er kommt auf mich zu!
Schiebt sich an den anderen Leuten vorbei … ohne den Blick von mir
zu nehmen. Er sieht mich an. Er starrt mich an. Und kommt dabei
immer näher … immer näher… Meter für Meter… Schritt für Schritt…
Näher, immer näher
Meter für Meter, Schritt für Schritt
Du Drecksau! Du Ficker!
Ich spüre meinen Körper wie noch nie zuvor und trotzdem fühlt es
sich wie ein anderer Körper an.
Die Pupillen sind ganz klein, als würde er mich mit Messern
durchbohren wollen.
Seine Äderchen nehmen einen immer intensiveren Rotton an,
dunkler.
Es sieht aus als würden sie gleich platzen.
Es werden immer mehr.
Sie tasten begierig meinen Körper ab.
Immer schlimmer. Immer Schlimmer! Immer schlimmere Wunden.
Nichts äußerliches, aber innerlich. Tut weh! So weh!
Gefangen. Ich bin gefangen. Zwischen der verdreckten Glasscheibe
und ihm bin ich eingesperrt. Ich komme hier nicht raus. Ich komme
hier nicht raus!
Gefangen
Eingesperrt
Eng. So eng!
Zwischen ihm und der Wand
Ich komme hier nicht raus!
Hurensohn! Fick dich!
Die Fremde zieht wie eine Creme ein und wird zu einem Teil von mir
und entfremdet alles vertraute noch mehr, bis schließlich kein Platz
mehr für vertrautes ist.
… bis schließlich kein Platz mehr für vertrautes ist!
Kein Entkommen. Kein Entkommen! Es verfolgt dich überall hin.
Überall hin!
Keine Besserung in Sicht. Keine Besserung! Nie! Niemals! Überall
hin!
Ich sehe alles, wollen tue ich das nicht, aber sehen leider.
Es ist mehr als deutlich. Ein schöner Körper im Bett. Warum?
Triumph?
Angeben vor seinen Freunden? Arghhh. Man sieht wie er es sich
vorstellt. Das. Ihr wisst schon. Zwei Körper übereinander, eng
aneinander. Nicht ganz freiwillig, einerseits.
… bis schließlich kein Platz mehr für vertrautes ist!
Messer! Rein, raus, immer schneller. Immer schneller. Immer fester.
Immer fester! Rein, raus. Unerträglich! Kein Entkommen. Kein
Entkommen! Überall hin!
Ich komme hier nicht raus!
Ich will hier raus!
Rühr mich nicht an! Verschwinde! Arschloch!
Ich will alleine sein, weiß aber nicht ob mein Körper mir dann
vielleicht noch fremder wird. Ich will was sagen, weiß aber nicht ob
überhaupt ein Ton rauskommt.
… bis schließlich kein Platz mehr für vertrautes ist!
Sie tasten begierig meinen Körper ab.
Hurensohn! Fick dich!
Inzwischen sind die Augen genauso schwarz, wie ein tiefes, tiefes
Loch, aus dem, wenn man hinein-fällt, kein Entkommen ist. Wo
schreckliche Dinge passieren. Die Pupillen weiten sich, nehmen fast
die ganze Linse ein. Verlangen. Lust. Unsicherheit. Und vielleicht
auch etwas Scham, all das sieht man in seinen Augen.
Kein Entkommen. Kein Entkommen! Es verfolgt dich überall hin.
Überall hin!
Keine Besserung in Sicht. Keine Besserung! Nie! Niemals! Überall
hin!
Puffgezeugte Arschgeburt! Wichskrüppel! Arschgeficktes
Suppenhuhn!
Messer! Rein, raus, immer schneller. Immer schneller. Immer fester.
Immer fester! Rein, raus. Unerträglich! Kein Entkommen. Kein
Entkommen! Überall hin!
Während er sich nun zu mir runterbeugt, um mir etwas ins Ohr zu
flüstern.
Ich spüre seinen Atem an meinem Ohr, an meinem Gesicht. An
meinem Hals.
Es zählt nur das, was er will. Ich bin ihm als Person völlig egal.
Egal. Das bin ich.
2 stunden
2 Stunden warte ich schon. Es kann doch nicht so schwer sein auf
so ne Frage zu antworten. Ich will doch nur wissen was in Mathe auf
war. Sie haben es gelesen und kurz hat einer geschrieben und dann
wieder aufgehört. Vielleicht wissen sie es selber nicht? Nein auf
keinen Fall, obwohl so wie ich sie kenne traue ich ihnen sogar noch
zu. Aber trotzdem irgendwas müssen sie ja antworten ein: "Keine
Ahnung", "Weiß ich doch net" oder "Frag doch jemand anderen"
würde doch schon reichen um dieses endlose Warten zu
unterbrechen. Ich kann nichts anderes machen alle Gedanken auf
die Nachricht fixiert, alles dreht sich um die Nachricht. Seit 2
Stunden liege ich hier und die zähle die Bewegungen des
Sekundenzeigers, tick tack von links nach rechts, von rechts nach
links, tick tack tick tack, von links nach rechts, von rechts nach links,
tick tack tick tack, irgendwie sinnlos die Bewegungen zu zählen,
sinnlos, ja ich könnte einfach Sekunden zählen, einfach die
Sekunden zählen könnte ich. Und dann bringt es, mein Handy, die
Erlösung, dass muss es sein, endlich, Stunden des Wartens, nun ist
es soweit die überirdische Erlösung wird mich retten, wird mich aus
diesem Loch herausziehen.
Das ist die wichtigste Nachricht meines Lebens.
Es geht hier nicht darum, dass ich Mathe machen will, hier geht es
ums Prinzip. (absoluter Nervenzusammenbruch) Nein ich will nicht
am Donnerstag ins Schwimmbad gehen. Was hab ich getan, was
hab ich falsch gemacht, warum hassen sie mich, warum antworten
sie nicht.
Was ist falsch mit mir.
Sind es die Witze? Es müssen die Witze sein! Aber sie lachen
drüber, aber nicht immer. Natürlich, es sind die Witze, ja es müssen
die Witze sein. Diese dummen Witze ich muss mit ihnen aufhören,
nie wieder Witze.
Nein nein, das geht nicht, sie hassen mich nicht deswegen, es muss
was anderes sein, sie hassen mich wegen etwas anderem. Warum
überhaupt hassen, wieso nicht nur nicht mögen, nein es muss Hass
sein, wäre es kein Hass würden sie wenigstens irgendetwas
antworten, ja es muss Hass sein, purer abgrundtiefer Hass, auf mich
und auf, ja auf was denn jetzt eigentlich nun, ja woher soll ich das
denn wissen?
Ich sollte sie fragen... NEIN ... ich kann sie nicht fragen, dann bin ich
nämlich wieder der Vollidiot, ja sie werden mich auslachen, ich
werde die Diva sein die wegen einer nicht vorhandenen Antwort
ausrastet, aber das ist doch eigentlich egal wenn sie mich so oder
so schon hassen.
Ja Hass muss es sein. Nein, nein ich kann nicht fragen was los ist,
sie werden es weiter sagen und ich werde nie
Freunde finden. Wegen so einer Kleinigkeit keine Freunde mehr
finden, Emil (Anderer Name!) bitte krieg dich ein. Nein, doch
genauso wird es sein. Ich kann nicht fragen... Also warum hassen
sie mich... es ist das endlose Reden...
DAS ENDLOSE REDEN... das Geschwafel, dass nie auf den Punkt
kommen das endlose Gerede wenn sie mir eine einfache Fragen
stellen Mund auf, Mund zu, Mund auf, Mund zu, Mund auf, Mund zu,
Mund auf, Mund zu, Mund auf, Mund zu Mund auf,
NIE ENDET ES, was mach ich den gerade, die armen Zuschauer da
draußen, übrigens hallo, mit meinem endlosen und wirrem
Geschwafel nerven, ja das muss es sein, das Geschwafel, das
endlose nervenermordende Geschwafel, Mund auf, Mund zu, Mund
auf, Mund zu ihr kennt den Dreh, dass muss sie nerven ja das muss
sie nerven, ich höre einfach auf zu reden, dann können sie mich
auch nicht mehr hassen, kein reden kein Hass, keine Witze kein
Hass, keine Persönlichkeit, kein Hass, das ist die Lösung, das ist die
Lösung, ja das muss es sein, dass muss es sein...
Oder sie haben einfach vergessen zu antworten.